© K-H.Hespenheide

Catharinen-Kirche

Die Kirche

ist ein wunderschöner lichter Raum, der in der „Franzosenzeit“ in den Jahren 1811-1813 gebaut und gestaltet wurde. Am 4. Juli 1810 begannen die Abbrucharbeiten des Vorgängerbaus, über dessen Enge und Dunkelheit bereits seit 1724 (!) geklagt wurde.
Zunächst wurde das Kirchenschiff errichtet, wobei die Steine der alten Kirche wieder Verwendung fanden. Zusätzliche Steine lieferten die Ziegeleien Eystrup und Haßbergen. Über die Weser kam Barsinghausener Sandstein für den Sockel. Bis 1813 vollzog sich die Inneneinrichtung. Es gab nun Raum für über 1000 Gäste, die in einem lichtdurchfluteten Saal Platz nehmen konnten. Sie blickten auf eine wunderschöne Altarwand, die als Front eines antiken Tempels gestaltet wurde (Klassizismus). Das Tempeldach wird getragen von vier Säulen mit korinthischen Kapitellen. Im Giebel findet sich zentral das Symbol der Dreieinigkeit. Von hier sendet Gott seine Strahlen aus. Unter dem Dachgesims des Tempels hängen Girlanden im Stil der Kaiserzeit Napoleon Bonapartes (Empire). Kurios: Vermutlich schon nach wenigen Jahren trocknete das verwendete Holz und die Altarwand bildete Spalten. Über weitere Veränderungen und Neuerungen in der Kirche siehe bitte unter „Zeittafel“. Erwähnt werden muss aber noch, dass am 17. Mai 1998 ein elektrischer Kurzschluss im Hintergrund der Altarwand einen Schwelbrand verursachte, der sich unbemerkt bis in den Dachstuhl hineinfressen konnte. So wurde die ursprüngliche Altarwand komplett zerstört und bis Dezember 2000 originalgetreu erneuert. Mit ihren freundlichen lindgrünen Pastelltönen bietet sie heute wieder einen sehr schönen Anblick, originalgetreu natürlich auch mit Spalten....

Der für Niedersachsen seltene oktogonale Kirchturm wurde vollendet im Jahre 1836. Er ist 27 Meter hoch und wird bekrönt mit einer drei Meter hohen Wetterfahne. Im Kirchturm gibt es inzwischen ein WC für Besucherinnen und Besucher. Eine neue Außenbemalung erhielt er im Jahre 2010.

Als nächstes müssen jetzt die Kirchenfenster renoviert werden. Sie sind in ein Holzgitter montiert, das weitgehend noch aus dem Jahr 1812 stammt,- eine Seltenheit in der Landeskirche.
Quelle: Karl-Heinz Hespenheide

Rätselhafte Glocke

Im Martfelder Kirchturm hängen drei Glocken. Die älteste Glocke gibt dem Betrachter so manche Rätsel auf. Sie trägt am oberen Rande die Inschrift
pectora tago pia W sonitu dicorque maria K horrida su tetris herebi clagore A tiranis W officiosa deo divo quoq bartolomeo A.

Und am unteren Rande lesen wir:

anno dni III CCCCC XV IIIAIII sute katarinen to eren der reinen W iuncfrauwen is dusse clocke gaten va iohane cremer mit truwen W christus schop mi ioha kremer goet mi.

Wie soll man die Zahlen deuten? 1515 oder 1518 ?

Quelle: Heinz-Dieter Freese
Für die Großbuchstaben A, K und W im Text gibt es bis heute keine Erklärungen, sie bleiben vorerst mysteriös. Außerdem lesen wir mit Erstaunen, dass selbst der Name des Glockengießers Johann Kremer scheinbar nach Lust und Laune buchstabiert werden konnte. Noch weitere drei Namen haben eine Bedeutung: „Ich werde Maria genannt“. „zu Ehren der reinen Jungfrau Katarina“ ist die Glocke gegossen. Und „dienstbar bin ich auch Bartolomeo“.
Aber steht einer dieser Namen in Bezug auf das Patrozinium der Kirche? Welcher Heiligen oder welchem Heiligen war das erste Kirchengebäude in Martfeld geweiht? Der Kirchengeschichtler D. Dr. Edgar Hennecke (1865-1951) hat vor rund 70 Jahren dafür plädiert, St. Catharina als wahrscheinlich anzunehmen.

So wurde im Jahre 1959 die Martfelder Kirche zur „Catharinen-Kirche“. Und wir stehen nun im Verzeichnis der Landeskirche als Catharinen-Kirche Martfeld, weil am unteren Glockenrand zu lesen ist: Sankt Katharinen zu Ehren, der reinen Jungfrau.

Vermutlich hat Herr Hennecke aber gar nicht gewusst, dass es weiter oben heißt: „Ich diene Gott und dem heiligen Bartholomäus.“ Es ist also nicht auszuschließen, sondern recht wahrscheinlich, dass diese Kirchengemeinde eigentlich Bartholomäus-Kirchengemeinde Martfeld heißen müsste, wenn, ja wenn denn die Glocke nach dem oder der Ortsheiligen benannt worden ist. Es gilt natürlich nur, wenn die Glocke ursprünglich extra für Martfeld gegossen wurde.

Jedoch, nun kommt das dritte Rätsel: Haben die Martfelder tatsächlich eine Glocke bei Johann Kramer bestellt, die dann hier gleich neben der Kirche im Erdboden gegossen wurde? Oder haben Sie eine aus Wechold abgestaubt, weil die Wecholder damals gleich zwei bestellten und nicht bezahlen konnten?

Jedenfalls schloss der Glockengießer Johann Kramer am 4. März 1515 mit den "Olderluden" (= Kirchen­vorstehern) zu Wechold einen Vertrag, zwei Glocken zu gießen.

Das Geschäft nach Minden vermittelt hat wahrscheinlich der Eitzendorfer Pfarrer Dietrich Klingenberg, der auch Mindener Domherr war.

Am 14. März 1515 (Mittwoch nach Oculi) gestattete der Hoyaer Drost Ulrich Behr dem Kirchspiel Wechold, Geld für zwei Glocken zu sammeln, "de andrepende syndt" der Jungfrau Maria (=Maria betreffen).

In jenen Jahren herrschte Krieg in Norddeutschland, das Amt Hoya war vom Celler Herzog besetzt. Es ist schwer vorstellbar, dass in dieser Notzeit in Wechold zwei und bald danach in Martfeld wieder eine neue Glocke gegossen wurden. Es liegt nahe, dass die Wecholder finanziell in Verlegenheit kamen und die Martfelder in das Geschäft einstiegen.

Aber eine schriftliche Quelle gibt es dafür nicht.

Soweit zu den drei Rätseln, die mit der Jubiläumsglocke verknüpft sind.

Sehr herzlich danken wir Herrn Hartmut Bösche aus Verden, der sich im Vorfeld dieses Jubiläums nochmals mit den strittigen Fragen befasst hat; seine Forschungsergebnisse und Erwägungen sind hier mit eingeflossen.

Unsere beiden anderen Glocken stammen aus der der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Anstelle ihrer 1942 für Munition eingeschmolzenen Vorgängerin ist 1951 eine zweite Glocke durch Opfergaben der Kirchengemeinde gegossen worden. Aufschrift: „Er ist unser Friede“.

Interessant ist, dass es vielleicht schon in frühen Zeiten eine zweite kleine Glocke gegeben hat, denn davon handelt handelt die örtliche Sage von der versunkenen Glocke, wie sie Twele überliefert hat.

Die dritte Glocke wurde von Herrn Dietrich von Hollen gestiftet, einem Industriellen aus Herford, sie ist ein typisches Zeugnis der Nachkriegszeit und trägt die Aufschrift „Gott ist Liebe“.

Warum läuten die Glocken jetzt?

Wer waren Bartholomäus + Katharina / Catharina